Ende 2019 hat mich Monika Roscher gefragt, ob ich zur Veröffentlichung ihrer neuen BigBand-CD (Vorbestellung “Witchy Activities And The Maple Death”) zu ihrem Lied "Firebird" einen Kunstfilm machen möchte. Ich hatte gleich die Vision von einem One-Shot 3D-Film, bei dem man das Gefühl hat, durch ein Gemälde zu fliegen. Drei Jahre habe ich gekämpft, um diese Idee umzusetzen, da ich erstmal 3D-Animation mit Blender lernen musste. Dank unzähliger toller Tutorials auf YouTube, einem schnellen Computer (den ich mühelos an seine Grenzen gebracht habe) von meinem Bruder Christopher und den aufmunternden Tipps von Max Baumer habe ich es geschafft: 


making off

Den Film habe ich mit Blender erstellt. Blender ist eine sehr umfangreiche Open-Source-Software für 3D Animation. Zum Rendern habe ich Eevee verwendet.

Im 3D reduziert man alles auf Punkte und Flächen. Die Oberflächen werden mit Materialien ausgestattet, die die Farbe, Beschaffenheit und das Verhalten auf Lichtstrahlen bestimmen. 

 

Meine Berge müsst ihr euch also wie Papierskulpturen vorstellen, die ich so zerschnitten habe, dass man die Schnittkanten aus der Kameraperspektive nicht sieht.

Über das so aufgefaltete Gebirge kann ich dann im UV- Editor meine Gemälde legen. Im Node-Editor habe ich dann zusätzliche Effekte eingefügt:

  • Mit der Bump Node simuliert Blender einen Schatten, der basierend auf dem Bildmaterial die Oberfläche dreidimensional wirken lässt. Daher scheint man die Struktur der Leinwand zu sehen.
  • Mit der Fresnel Node wird der Winkel der Flächen in Bezug zur Kamera festgelegt, ab dem diese ihre Farbe verändern. Dadurch entsteht eine malerischer Farb-Schatten.

alle verwendeten Gemälde:

Hier seht ihr die Firebird-Welt von oben. Da ich unbedingt einen Oneshot, also einen Film ohne Schnitt machen wollte, habe ich meine Phantasiewelt entlang von Monika Roschers Komposition gestaltet. Die rote Linie zeigt die Flugroute bis zum Farbnebel. “kuckmichan” ist eine kleine unsichtbare Kugel, nach der sich die Kamera ausrichtet. Sie bestimmt nicht nur die Kamerabewegungen sondern auch den Fokuspunkt.

Die Wolken werden wie Materialien im Node-Editor geformt. Innerhalb von einem Quader entsteht durch sich überlagernden Noise (ein dreidimensionales Fleckenmuster) und Verläufe ein Nebel, der je nach seiner Dichte mehr oder weniger Licht durchlässt und reflektiert. Durch eine zeitliche Verschiebung der Achsen bewegen sich die Wolken durch den Raum.

 

Für die Bäume im Wald habe ich die gleichen Gemälde für die Baumstämme verwendet, die ihr auch auf den Bergen seht. Die Blätter sind auf dem Ipad gezeichnet und freigestellt. So reicht eine Fläche mit vier Unterteilungen um dem Blatt etwas Dreidimensionalität zu verleihen.

eine vereinfachte dreidimensional Grundform gelegt. Jeder Grashalm und jede Blume verfügt über Parameter, die definieren, wie sich die Punkte und Flächen bei Wind verhalten. Z.B. wie stark knickt sich ein Grashalm und wie schnell richtet er sich wieder auf. Man kann jeden einzelnen Punkt unterschiedlich gewichten, damit die Halme unten stabiler sind als oben.

Die ca. 25 verschiedenen Exemplare habe ich dann als Haare auf einer Oberfläche mittels eines Partikel-Systems vervielfältigt. Über der so entstandenen Wiese schwebt eine Windquelle und eine Turbulenz, deren Stärke und Richtung zeitbasiert festgelegt ist.

Die zweite Welt hinter dem Farbnebel besteht aus einem stark gekrümmten Ring und einer ebenso bogenförmig verlaufenden Kamerafahrt, wodurch die Illusion entsteht, immer weiter über den Horizont hinaus zu fliegen. Die Wüste ist eigentlich auch schon ein Ozean, doch am Anfang stehen die Wellen noch und die Oberfläche ist matt und hat eine sandige Struktur. Zusammen mit der Musik beginnen sich zwei verschiedene Ocean-Modifier (das ist der Effekt mit dem ich das Verhalten und die Struktur der Wellen definiere) zeitbasiert zu bewegen und zu verändern. Gleichzeitig wird auch die Oberfläche glatt und beginnt die Sonne zu reflektieren.

So wird eine Wüste zum Meer!